Stellungnahme: Würfel-Elberg nimmt Jakob Reichmann in Schutz
Durch die Äußerungen des Vorsitzenden der SPD Gremmendorf, der das Verhalten von Jakob Reichmann kritisiert und seine Mitgliedschaft in zwei von mir geleiteten Partei-Organisationen erwähnt, sehe ich mich zu einer Stellungnahme aus meinen beiden Funktionen heraus veranlasst. Eins vorab – die erste Zeile des Deutschlandliedes auf Facebook im Zusammenhang mit einem Sieg der deutschen Nationalmannschaft zu zitieren ist politisch problematisch. Dazu muss man aber wissen, dass dieser Text im Dritten Reich missbraucht worden ist. Diese Tatsache wie auch die Geschichte unserer Nationalhymne ist aber nicht Gegenstand des Geschichtsunterrichts von Jakob Reichmann gewesen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das leider an vielen Schulen so ist.
Wechselvolle Geschichte des Deutschlandliedes
Herr Kersting vermittelt aber den Eindruck, als seien die ersten beiden Strophen des Deutschlandliedes nie Teil unserer Hymne gewesen. Nun, bis 1991 (und damit auch rund fünf Jahre seines Lebens) bildeten alle drei Strophen unsere Nationalhymne – bei öffentlichen Anlässen wurde allerdings nur die dritte Strophe gesungen. Das private Singen oder Schreiben der ersten beiden Strophen ist aber nicht strafbar. Übrigens hatte 1922 der Sozialdemokrat Friedrich Ebert das Lied der Deutschen zur Hymne der Weimarer Republik bestimmt und 1952 geschah dies durch den Briefwechsel von Bundeskanzler Adenauer und Bundespräsident Heuss erneut. Noch 1990 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass das gesamte Deutschlandlied die Nationalhymne darstellt. Einen Schutz gegen Verunglimpfung sollte aber nur die dritte Strophe genießen, weil nur diese bei staatlichen Anlässen gesungen wurde. Erst mit dem Briefwechsel zwischen Bundespräsident von Weizsäcker und Bundeskanzler Kohl wurde 1991 ausschließlich die dritte Strophe zu unserer Nationalhymne.
Vorverurteilung ohne persönliche Kenntnis führt zum Fehlgriff
Wenn man sich die Geschichte also vor Augen führt, dann müsste man sich zunächst fragen: wie hat Jakob Reichmann das gemeint, als er die erste Zeile des Deutschlandliedes zitierte? In seiner Entschuldigung heißt es: „Ich wollte mit diesem Post KEINEN verletzen, diskriminieren oder sonst irgendwie benachteiligen oder ähnliches. Rassistisches oder gar nationalsozialistisches Gedankengut weise ich von mir. Ich wollte damit lediglich positive Emotionen im Zusammenhang des WM-Spiels gegen Portugal zum Ausdruck bringen.“
Aber leider wird diese Entschuldigung nichts nützen, da der SPD-Vorsitzende in Gremmendorf klar erklärt hat, dass dieses Verhalten, das er selbst nicht hinterfragt, sondern aktiv stigmatisiert hat, „nicht zu entschuldigen ist“. Hätte Herr Kersting mich vor seiner Äußerung mal angerufen, dann hätte ich ihm gesagt, dass seine Annahmen über Jakob Reichmann nicht den Tatsachen entsprechen. Einem Sohn weißrussischer Juden den Missbrauch der ersten Strophe des Deutschlandlieds im Nationalsozialismus anzulasten, der „damit lediglich positive Emotionen im Zusammenhang des WM-Spiels gegen Portugal zum Ausdruck bringen“ wollte, ist schon ein Fehlgriff. Aber als eine Partei, die sich an christlichen Werten orientiert, werden wir immer eine Entschuldigung für solch eine Vorverurteilung seitens der SPD akzeptieren.
Reflexartige Überreaktionen können ehrenamtliches Engagement junger Menschen gefährden
Da Herr Kersting anscheinend wenig über das politische Engagement von Jakob Reichmann weiß und ich es sehr schade fände, wenn ein junger Mann, der sich jahrelang ehrenamtlich in der Politik engagiert hat, jetzt ungerechtfertigt als Nationalist abgestempelt würde, möchte ich darauf hinweisen, dass Jakob Reichmann sich in der ebenfalls genannten OMV für die Integration der Deutschen aus Russland eingesetzt hat. In meinem Arbeitskreis, der für seine Mitglieder aus vielen Nationen bekannt ist und an dessen Veranstaltungen regelmäßig viele Mitglieder des Integrationsrates teilnehmen, hat Jakob Reichmann sich z.B. auch intensiv an der Veranstaltung mit dem Vorsitzenden des Zentralrats deutscher Sinti und Roma beteiligt. Ansonsten habe ich bei allen Aktivitäten in der Ortsunion und im Arbeitskreis nie nationalistische Äußerungen von Jakob Reichmann, den ich auch persönlich gut kenne, erlebt, sondern konstruktive Mitarbeit und zuverlässiges Engagement. Wir könnten froh sein, wenn sich mehr junge Menschen wie er in der Politik engagierten, aber wenn einem gerade mal 18-jährigen dann solche Behandlung durch andere politische Mitbewerber droht, ist das jedenfalls abschreckend. Jakob Reichmann ist kein Nationalist, sondern ein Patriot – diese Differenzierung bitte ich vorzunehmen.
Marc Würfel-Elberg LL.M., Hauptmann a.D. und Dipl.-Päd.
Leiter des Arbeitskreises Außen-, Sicherheitspolitik und Europa der CDU Münster
Vorsitzender CDU Gremmendorf